Patricia Sevilla Ciordia - Philipp Hennevogl - Jens Kloppmann

Die Stadt dazwischen


"Die Menschen bevölkern die Zeit, nicht mehr den Raum" (Paul Virilio, 1983).
Die Wahrnehmung der Stadt fällt immer unterschiedlich aus. Betrachtet man sie mit den Augen des Touristen, des Einheimischen oder des Künstlers, so sind es immer unterschiedliche Raster, die man ansetzt, um seine Eindrücke zu verorten.
So zeigen die Arbeiten der Ausstellung drei verschiedene Blickwinkel auf immer das selbe Thema: die Stadt im Wandel. Ihre Arbeiten könnten unterschiedlicher kaum sein. Nicht nur die angewandten Techniken sind grundverschieden; Der künstlerische Fokus setzt immer wieder neu an und eröffnet eine neue Perspektive.
Das Interesse von Jens Kloppmann gilt den immer mehr verschwindenden Kriegsspuren. Auf unsanierten Hausfassaden hat er Einschusslöcher abgeformt, die uns nun auf polierten Gipsplatten begegnen. Obwohl sie fast malerisch anmuten, verweisen sie doch sehr unmittelbar auf ein brutales Ereignis .
Die Serie "Bunker.I" ist die erste einer Reihe von Arbeiten in denen Patricia Sevilla Ciordia ihre Kamera und unsere Aufmerksamkeit auf die Präsenz von Hochbunkern innerhalb der Stadt fokussiert. Außer Kontext, unbequem und lästig aber auch beeindruckend und fast unzerstörbar, haben diese massiven erstickenden Objekte aus dunklem Beton eine Existenz, die ratlos zwischen Sinnlosigkeit, alltäglicher Vergessenheit, Ort der Erinnerung und der Suche nach einer neuen Identität schwankt. Mit diesem Projekt folgt die spanische Fotografin einer Arbeitslinie, die sich mit Berlins Dasein als Stadt im Wandel und Ort der Vergangenheit/Gegenwart beschäftigt.
Philipp Hennevogl behandelt in seinen Linolschnitten einen großen Register der Kunstgeschichte: Stilleben, Portraits, Landschaften und Architektur. Diese geraten zu Vexierbildern, in denen das Dargestellte zu oszillieren beginnt: zwischen Realismus und Abstraktion, zwischen Fläche und Linie. Somit stehen sie in einer Tradition, in der sie zugleich eine ganz eigenständige Position einnehmen: denn es geht in Philipp Hennevogls Werken um das Sehen selbst.
Zwischen diesen sich ergänzenden Perspektiven schwingt das Thema der Stadt und so ist auch der Titel der Ausstellung zu verstehen: Die Stadt dazwischen. (Text: Maria Hipp)

Patricia Sevilla Ciordia - geboren in Madrid. Seit 2001 lebt und arbeitet sie in Berlin. 2000 Diplom in Fotografie, EAO Valencia. 1997 Diplom in Physik, UAM Madrid. Abgesehen von ihren eigenen Projekten, die in Spanien sowie in Deutschland ausgestellt wurden, arbeitet sie als freiberufliche Fotojournalistin für verschiedene spanische Medien, unter anderem Agencia EFE, El País, La Vanguardia, El Mundo u. a. Mehr unter: http://pscfoto.net

Philipp Hennevogl - geboren in Würzburg. Seit 2002 lebt und arbeitet er in Berlin. 1988-1994 Studium der Freien Kunst/Malerei an der Universität Gh-Kassel. Seit 1992 regelmäßige Ausstellungen u.a. Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M; Museo della Xilografía, Carpi, Italien; Museum Fridericianum, Kassel; Neue Galerie, Kassel; Triennale Kleinplastik Fellbach; Triennial of Graphic Arts, Prague, Czech Republic; Grafik Triennale Frechen; ADG, Nürnberg; Städtische Galerie, Bietigheim Bissingen; Kulturspeicher, Würzburg. Arbeiten des Künstlers sind in verschiedenen Sammlungen vertreten u.a. Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M; Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt/M; Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt/M; Investitions Bank Berlin; Städtische Galerie, Bietigheim Bissingen; Neue Galerie, Staatliche Museen Kassel, ING Belgien. Mehr unter: www.philipp-hennevogl.de

Jens Kloppmann - geboren in Witten. Lebt und arbeitet in Berlin. 1994-1998 Studium Freie Kunst, Bauhaus Universität Weimar/Kunsthochschule Kassel. Ausstellungen im In- und Ausland (u.a. Museum Fridericianum, Kassel; Oberösterreichische Kulturvermerke, Gmunden; Oktobersalon 2006, Belgrad; Kyrgyz National Museum of fine Arts, Bishkek, Kirgistan; Helsinki Zoo, Finnland; Stiftung Starke, Berlin; Kunsthallen Dampfzentrale, Bern; Edith-Ruß-Haus, Oldenburg; Künstlerhaus Stuttgart. Vorträge und Lehrveranstaltungen an Hochschulen und Kulturinstitutionen (u.a. UDK Berlin, Academy of fine arts Helsinki, Haus Rissen Hamburg, Universität Kassel, Künstlerhaus Stuttgart, Künstlerhaus Halle) Mehr unter: www.kloppmann.org

weitere Quellen:
 Monopol Magazin für Kunst und Leben
ARD Hauptstadtstudio