Lee Salomone - Jana Zitzmann - Kai Jetter

Drei Träumer

Salomone, Zitzmann und Jetter Salomone, Zitzmann und Jetter Salomone, Zitzmann und Jetter


Träumen ist Luxus... Aber doch nicht in der Kunst, oder? Nein, denn in der Kunst sind Träume das einzige Produkt der Maschine. Das Alltagsprodukt. Das einzige, was durchkommt. Kein Luxus, also.

Drei Künstler teilen sich diesmal die engen Räume der Galerie und fungieren unter der vereinheitlichenden Betitelung "Träumer". Natürlich handelt es sich um drei eigenständige Persönlichkeiten, um drei eigene Arbeitspositionen! Über den unterschiedlichen Materialien, Ansätzen und Themen liegt dennoch eine verbindende Atmosphäre: ihre entspannte Kunstfertigkeit. Und im Gegensatz zu der einleitenden Definition von Träumen als Produkt der Kunst scheint es sich hier um die seltene Spezies von Künstlern zu handeln, die Träume nicht produzieren, sondern deren Träumerdasein zu Kunst führt.

Da sind einmal die Relief-Zeichnungen in Ton von JANA ZITZMANN. Was tut sie? Sie formt den Ton zum Bilduntergrund. Als Zweites haucht sie dem so entstandenen Untergrund eine Darstellungsfläche ein: das sind die geritzten Linien eines Zimmers, sowie eines Dielenbodens, welcher mal zur einen, mal zur anderen Seite flieht, oder auch direkt in den Bildgrund hineinläuft. In diesen Zimmern und Korridoren wird nun schwer gearbeitet. Aber trotzdem bleibt alles schemenhaft... Dort trägt jemand eine Kiste zur Tür, hier packt jemand aus, und ein Mädchen hält z.B. ein rundes Spielzeug - groß wie ein Kissen - glücklich im Arm. Die Körper der Agierenden sind noch eine Lage tiefer eingedrückt, als die Räumlichkeiten selbst. Aber auch nur teilweise. So als ob gerade an der Stelle der Schulter ein Abdruck der Anwesenheit zurückgelassen wird. Oder woanders der Bauch, Teile des Beines. Alles andere ist flüchtig, geritzt, nur angetestet. Es sind Darstellungen von Erfahrungen. Vom Finden und vom Dasein, und von Bewegungen im Raum. So mannigfaltig diese gestaltbar sind, so formbar ist auch das Material der Darstellungen: flexibler, knetbarer Ton.

Das Zusammenstellen von Fundstücken ist dagegen die Hauptbeschäftigung von LEE SALOMONE. Seine Mondsicheln aus Gartengerät, oder die Installationen, in denen er sich mit Eindrücken aus der Natur und aus Stadtlandschaften beschäftigt, seine gedanklich hinterfütterten Assemblagen und Reihungen von Massenware, bewegen sich auf dem Terrain des "Objet Trouvé". Er fragt jedoch nicht zuvorderst nach Herkunft und Nutzung der "gefundenen Objekte". Er breitet seine Fundstücke aus und gibt dann die Sicht frei. Das ist das Vorgehen eines Träumers. Er sammelt, er bastelt, er findet seine eigene kleine Ruhe in der Annäherung an die Objekte, in ihrer seriellen Anordnung und im Erspüren ihres ästhetischen Gehalts. Im international gebräuchlichen Kronkorken (Installation "Tarnkappe") sowie auch im sichelförmigen Gartengerät wiederholt sich dabei das Motiv des Kreises. Ein Hinweis auf den Mond - uralte Bezugsperson der Träumer aller Kontinente... Bei den Zuletztgenannten, den sichelförmigen Gartengeräten, die Namen wie "moon" oder .... "Dandelion magnifier" (Pusteblumen-Vergrößerer) beigestellt haben, handelt es sich übrigens um den Originalzustand der gefundenen Werkzeuge. Wozu wurden sie wohl gebraucht? Das bleibt eine spannende Frage.

Die von KAI JETTER portraitierten Personen blicken uns direkt an, und ihr Blick scheint uns festzunageln. Und doch sind sie weit weg, denn sie zeigen keine Regung, sie sind wie in Momentaufnahme angehalten. Jeweils ein oder ein paar auffällige Attribute sind auf den sparsam bemessenen Bildausschnitten mit ins Blickfeld gerückt: eine Haube aus einer Großküche, eine billige Sportjacke vor dem Hintergrund eines chinesischen Wandteppichs, eine krasse Reflexbildung in dadurch fast grün gefärbt wirkenden Haaren. Und doch scheinen die ins Auge springenden Attribute nebensächlich zu sein, denn die dargestellten Personen in ihrer fixierenden Gegenwärtigkeit finden den Kontakt zum Betrachter viel schneller, als das Beiwerk. Auffällig ist die scheinbar nur beobachtende, geradlinige Malerei, die doch mit ihrer Akuratesse das Lebendige ins Bildhafte übertragen hat, ganz nebenbei. (Text: Akeli Mieland)

Weitere Informationen unter www.leesalomone.va.com.au