Regina Mielich

Shake off your flesh - Skulptur und Fotografie

Regina Mielich Regina Mielich


In allen Lagen, Zwängen, Kulissen, ohne Grenzen, Unterwegs: die Barbie - das Kulturgut des 20.Jahrhunderts! Regina Mielich bedient sich für ihre Objekte und Fotografien an dieser Ikone des Spielzimmers, an der die bildende Kunst bereits mehrere Exempel statuiert hat. Als Trugbild der Frau, der eine unbegrenzte Weiblichkeit zur Verfügung steht, ist sie zu einem Synonym geworden für die kritische Analyse des Selbstbildes junger Frauen - und sie stand Pate für das Klischee einer steuerbaren Marionette in Pop- und Subkultur.

Regina Mielich präsentiert sie in ästhetischer Form auf der Stange: in den Himmel gehoben, freigestellt, gruppiert und exponiert. Als Armada aus langbeinigen Lockenpuppen in frontaler Reihung schwanken sie, an feinen Stahlstengeln befestigt, frei im Raum. Fast wie in einem der Newtonschen Frauenaufmärsche erscheinen sie wie eine geordnete Gruppe, die sich produziert, aber nicht agiert. Mit einem Lächeln zeigen sie das abnormale Wachstum ihrer Körper vor, das Auswüchse aller Art verursacht hat: ihre Locken sind unter Fleischgeschwülsten verloren gegangen, ihre ehemals makellosen Körper scheinen auszublühen, statt zwei Brüsten haben sie zehn. Ihre Bäuche haben sich ausgedehnt und gewähren Einblick ins Innere. Wuchern sie aus Lebensfreude? Aus übersteigerter Liebedienerei? Aus unkontrollierbar herangefütterter Sinnlichkeit? Oder aus Fruchtbarkeit? Ihr Fleisch hat sich selbständig gemacht.

Die zweite gezeigte Serie mit dem Titel "Negerpuppen" operiert hart an der Grenze zur politischen Korrektheit. Als Akteurin läßt Regina Mielich hier nicht die Barbie auftreten, sondern eine schwarzfarbige Variante der kulleräugigen, sonst gerne auch blond- und blauäugigen Spezies der Babypuppe, die ebenfalls in herkömmlichen Kinderzimmern anzutreffen ist. Dieses rührende Wesen, welches kleinkindhafte Hilfebedürftigkeit ausstrahlt, versetzt Mielich in offensichtliche Zwangslagen, die aus der Positionierung der bewegungsunfähigen Puppe in kühlen Stahlkonstruktionen entstehen. Unterdrückung, sexuelle Ohnmacht, aber auch die schlichte Faszination des Gegensatzes von Hart und Weich sind in diesen Objektinszenierungen mit schnörkelloser Klarheit zum Ausdruck gebracht.