Käthe Wenzel

halber ernst

Käthe Wenzel

Kuratiert von Nina Samuel.

Käthe Wenzel spielt gern mit dem Feuer. Ihre verkohlte Botanik (Brandstätte 1-3) konserviert die aus der Feuersbrunst entronnene fragile Schönheit pflanzlicher Strukturen. Was war der Grund dieser Verbrennung? War sie Teil einer flammenden Versuchsanordnung, die auch das Spiegelbild der Schwarzen Spiegel 1-4 ausgelöscht hat, in denen man sich jetzt nur noch schemenhaft wahrnimmt?

Wenzels Objekte entstammen einem zwielichtigen Labor für Material-Metamorphosen. Aus Farbpigmenten gießt sie antikisierende Büsten und präsentiert diese wie seltene, aufgespießte Schmetterlinge in einem Schaukasten (Bildwerke 1-5). Indem sie traditionelle Werkstoffe entfremdet und umwertet, hinterfragt sie kulturelle und kunsthistorische Praktiken. Sie setzt alte Mythen in neue Kontexte ohne dabei ihre rätselhafte Magie preiszugeben. Aus der klassischen Form der schwarzen Grasvenus sprießt frisches Grün hervor. Man wandelt in ihrem Labor zwischen den mutierenden (Stil-)Blüten der europäischen Kultur.

Gummierte Botanik und zerstückelte Anatomie dienen als Werkstoffe für erotisch-gruselige Kleidungsobjekte zwischen Ver- und Enthüllung. Das Salatkleid aus quietschgrünem Latex schlingt sich mit Vorliebe um die Taillen zivilisierter Kräuterhexen und das Knochenkleid wartet auf eine moderne Amazone - Käthe Wenzels Kostümangebote für den Spagat zwischen archaischer Roheit und Kunststoff-Ästhetik. Zum Glück können sich Frauen, die gern mit dem Feuer spielen, auch die Lässigkeit urbaner Wassernymphen erlauben. (Text: Nina Samuel)

Käthe Wenzel (*1972 in Aachen). Studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Anglistik in Marburg, Florenz und Berlin. 1999 Magisterabschluß, 2003 Promotion, lebt in Berlin. Regelmäßige Ausstellungen im In- und Ausland seit 1999. 2003 Verkauf von zwei Arbeiten ans Deutsche Technik-Museum Berlin. Einzelausstellungen in Berlin, Hannover, Nauen und den Niederlanden; Ausstellungsbeteiligungen u.a. "raum.raum.raum" im Kunstverein Schwerte; "Wächserne Identitäten" im Georg-Kolbe-Museum, Berlin; RAI Kunstmesse Amsterdam - NL; Galerie Schröder, Den Haag - NL; GEHAG-Forum, Berlin; "Fantasie in Espansione", Galleria 055, Florenz . Weitere Informationen unter: www.kaethewenzel.de