Katrin Schulze

lust for life - Installation und Eat Art

Katrin Schulze


Ausstellungseröffnung mit einer Tanzperformance von Nelly Reisner.

Hält es oder hält es nicht, wer hält wen oder wer lässt sich halten - diese Fragen stellt man sich in Beziehungen genauso wie beim Bergsteigen. Wie nah beide Bereiche beieinander liegen, wird vor Katrin Schulzes Brustkletterwand deutlich: Anstatt der bekannten Klettersteine hat sie Abgüsse von Brüsten an die Galeriewand montiert. Voller oder schlanker, stehend oder hängend, mehr oder weniger Unterstützung versprechend, wachsen sie in allen Varianten aus der Mauer und fordern zur Kletterpartie zwischen Halt und Haltlosigkeit auf.

Ob sie wirklich halten, das heißt: halten, was sie zu versprechen scheinen, ist dahingestellt; und wer auf dem Weg nach oben Brüste mit Füßen tritt, verdient schließlich nichts besseres als einen möglichst harten Absturz. Weibliche - das heißt: brustförmige - Unterstützung haben die Betrachter, Männer wie Frauen, bereits alle in Anspruch genommen, wenn auch auf weniger drastische Weise. Wo wäre man ohne die Brust der Mutter und des Busenfreunds. An der Brust wird man gepäppelt und darf sich ausheulen, man darf sich hängen lassen und wird gehalten - Brüste werden aber auch selbst gern gehalten.

Und so versteht Katrin Schulze ihre Arbeit als Hommage an den Klettersport, an die Frauen, an alle Männer mit Mut zur Brust, an das Halten und Gehaltenwerden und an die Freude zu leben. Die kulturellen Bezüge sind vielfältig und reichen von steinzeitlichen Brustplastiken an Höhlenwänden bis zu Kiki Smith und Robert Gober. Für alle, die sich den Anblick zu Herzen nehmen wollen, gibt es im zweiten Raum Brüste aus Götterspeise als preiswertes essbares Multiple - für Feinschmecker und besonders Bedürftige auch mit Vanillesoße gefüllt. (Text: Käthe Wenzel)

Katrin Schulze (* 1971). Studierte Kunst und Pädagogik an der UdK Berlin sowie an der Universidat de Belles Artes in Barcelona mit Schwerpunkt Fotografie und Installation. Besondere Projekte sind ihre Applaus-Maschine und ihre Brust-Kletter-Wand. Ausstellungen (u.a.): ZWÖLF gegen Gewalt im ACUD, Berlin 1994; Galerie Imago, Berlin 1996; Prater Unser Theaterprojekt im Prenzlauer Berg, Berlin, 1996; Speicher No.1, Waren, 1996; Installation und Eat Art, Galerie Benassi, Stockholm 2003; sowie zahlreiche Ausstellungen in der HdK, Theaterprojekte, Installationen auf Straßenfesten und im öffentlichen Raum.