Nele Probst

mind the gap

Nele Probst

"Mit abstrakter Kunst kann man relativ wenig sagen. Man stößt schnell an die Grenze, nur schöne Bilder zu malen, die sich in Form, Komposition und Farbe erschöpfen." In Nele Probsts Bildern öffnen sich immer wieder kleine Fenster der Wirklichkeit. Aus den geometrischen Farbrastern des Hintergrundes schälen sich Gegenstände heraus wie Bewusstseinsblasen, die jedoch im Netz der Linien gefangen bleiben. Nele Probsts Bilder negieren damit perspektivische Tiefe, belohnen indes nach anfänglichen Irritationen längeres Hinsehen mit Raumerlebnissen, die in die Tiefe führen. Die Perspektiven der Wahrnehmung gehen durcheinander. Man weiß nicht, wo man sich im Bild befindet: Innenraum und Außenraum sind nicht mehr klar voneinander abzugrenzen, sondern verdichten verschiedene Raumebenen zu einer Collage. Teilweise schleichen sich dabei auch Stoffetzen, Papier und andere Materialien mit ein.

Der Alltag ist in kleinen Szenen festgehalten: Wie ist das noch mal mit Leuten, die sich nicht entscheiden können? "Da kommt die Maus, da geht die Maus." "Gedankenfreiheit" führt zu "Kleinen Revolutionen", Stühle verkanten sich im Universum.

Bei den großen, 'Teiler' genannten, Polyptycha sind diese Alltagsszenen gegenständlicher. Wie in einer Bildhäckselmaschine werden sie fragmentiert und stellen als Collage eine Gleichzeitigkeit der Räume und Orte her. Auch der Bilduntergrund ist in verschieden große Leinwandformate aufgeteilt, die dem Betrachter einen Seh-Rhythmus vorgeben, aber in ihren Abgrenzungen nicht mit den Szenenfragmenten übereinstimmen. Sie unterstreichen damit noch einmal die Auflösung des vertrauten Wahrnehmungsraumes.

Soweit, dass man aufpassen muss, nicht zwischen diese Bildebenen zu fallen. Better: "mind the gap". (Text: Akeli Mieland und Lucas Elmenhorst)

Nele Probst (*1967 in Mannheim). 1993 Diplom Graphik-Design, FH für Grafik und Gestaltung, Mannheim. 1991 Studienaufenthalt in Burkina-Faso, erste Ausstellung. 1993-96 als freie Künstlerin und Illustratorin in Hamburg. Seit 1996 als ebensolche in Berlin. Seit 1995 private und öffentliche Auftragsarbeiten/Ausstellungen im Raum Mannheim und Berlin, Ausstellungen Domhof im Rathaus Ladenburg, Rathausgalerie Mannheim, Galerie Don Art Speyer, Galerie Pankow Berlin, Kunstverein Centre Bagatelle Berlin. Seit 1999 Initiatorin der Offenen Ateliers, Prenzlauer Berg, Berlin. 2000 Galerie Kai Hilgemann Berlin, Tertianum Berlin. 2001 Galerie Comparex Berlin, Kunstverein Brücke 7 e.V., Berlin, Initiatorin und Leitung des Projekts "Schönhauser Allee 167c", Berlin, Biennale Florenz. 2002 Stadtbad, Oderberger Straße, Berlin, Galerie Otto Nagel, Berlin, Künstlerische Leitung des Projekts 167c "Fernsucht", Berlin. Weitere Informationen unter: www.neleprobst.de